Nur ca. 3-5% der akuten Rückenschmerzen werden durch einen Bandscheibenvorfall verursacht. Anders sieht es bei in die Beine ausstrahlenden Schmerzen aus, hier ist bei akutem Auftreten häufig ein Bandscheibenvorfall, der auf eine Nervenwurzel drückt, die Ursache. Bei neurologischen Ausfällen (s.u.) steigt die Wahrscheinlichkeit auf über 90% an.


Häufig auftretende Beschwerden:

  • starke Rücken- und/oder Kreuzschmerzen, die bis ins Gesäß, Bein oder Fuß ausstrahlen und die eventuell durch Husten, Niesen oder Pressen verstärkt werden

  • Zunahme der Beschwerden (Rücken- oder Beinschmerzen) beim Sitzen und unter Belastung

  • Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen (= Schwächen) in einem Bein

  • Kontrollverlust beim Wasserlassen und/oder Stuhlgang sowie Taubheit im After-/Dammbereich

Das Beschwerdebild richtet sich vor allem danach, ob und in welchem Maße durch den Bandscheibenvorfall benachbarte Nerven eingequetscht werden. Deshalb müssen nicht alle genannten Symptome gleichzeitig auftreten.

Seltene auftretende Beschwerden bei einem Bandscheibenvorfall

Das sogenannte Cauda-Syndrom stellt einen wirbelsäulenchirurgischen Notfall dar und muss unverzüglich operativ behandelt werden!

Ursache ist zumeist ein sogenannter Massenvorfall, welcher den Spinalkanal komplett verlegt und die zentralen Nervenfasern so stark komprimiert, dass alle o.g. Symptome bis hin zu einem Querschnittsyndrom auftreten können.


Was ist ein Bandscheibenvorfall?

Die Bandscheiben sind elastische, etwa 5 mm dicke Knorpelscheiben und liegen zwischen den Wirbelkörpern des Rückgrats. Ihre Hauptfunktion besteht darin, wie ein „Stoßdämpfer“ Stöße und Erschütterungen abzufangen. Im Zentrum der Bandscheibe befindet sich ein elastischer Kern (Nucleus pulposus), der von einem festen Ring aus Faserknorpel und Bindegewebe umgeben ist (Annulus fibrosus). Bei einem Bandscheibenvorfall treten Anteile des Kerns durch Risse im Faserring in die Wurzelkanäle (Neuroforamina) oder den Wirbelkanal aus. Infolgedessen kann es zu einer Kompression des Rückenmarks oder der Spinalnerven kommen; in diesem Fall gesellen sich zu den akuten Rückenschmerzen neurologische Symptome im Versorgungsgebiet der betroffenen Nervenwurzel dazu wie Lähmungen oder Gefühlsstörungen.


Wodurch wird ein Bandscheibenvorfall hervorgerufen?

Ausgangspunkt sind in der Regel degenerative Veränderungen, wodurch das betroffene Bandscheibengewebe seine Elastizität und Festigkeit einbüßt. Chronische Fehlhaltungen oder Überlastungen durch berufliche oder sportliche Beanspruchungen können dazu führen, dass auch schon bei Jüngeren die natürlichen Kompensationsmechanismen überschritten werden und die belastete Bandscheibe dem hohen Druck nicht mehr standhalten kann. Die Folgen reichen dann von einer Vorwölbung des Dämfungskerns in den Faserring bis hin zum regelrechten Bandscheibenvorfall. In der Folge können dann lokale Rücken- oder auch Nackenschmerzen sowie ausstrahlende Schmerzen in den Arm oder in die Hand auftreten. In seltenen Fällen kann auch eine Unfallverletzung einen Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelsäulenbereich verursachen. Ein Bandscheibenvorfall der LWS macht etwa 90 Prozent der Bandscheibenvorfälle aus und ist damit im Vergleich zu einem Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule (in ca. 8 Prozent der Fälle) deutlich seltener.

34-jähriger Mann, seit 6 Wochen bestehende rechtsseitige Schmerzen vom Kreuz ausgehend und in die Beinrückseite bis zur Fußsohle ausstrahlend. Bei Verschlechterung der Schmerzen und Entwicklung einer Taubheit im Bein sowie Fußsenkerschwäche trotz PRT-Spritzen wurde der Patient operiert. Die Schmerzen waren nach der Operation sofort weg, die beschriebenen neurologischen Ausfälle bildeten sich vollständig innerhalb eines Monats zurück; nach 3 Wochen kehrte der Patient in seinen Beruf (Handwerker) zurück.